Sarah Caudwell.

Sarah Caudwell (eigentlich: Cockburn) wurde am 27. Mai 1939 in London geboren. 1960 machte sie ihren MA in Klassischer Philologie an der University of Aberdeen und gewann ein Stipendium für ein Studium in Griechenland. Im Anschluss studierte sie Rechtswissenschaften am St. Anne’s College in Oxford.
Sie war eine der ersten beiden Studentinnen, die eingeladen wurden, in der Oxford Union zu sprechen, nachdem ihre Freundinnen Jenny Grove und Rose Dugdale sich in Männerkleidung Zugang zum Debattierraum für Männer verschafft und für die Zulassung von Studentinnen geworben hatten. 1962 schloss sie ihr Studium mit dem Bachelor of Law ab.

Nachdem sie Oxford verlassen hatte, hielt sie zunächst am University College of Wales in Aberystwyth Jura-Vorlesungen. Anschließend verbrachte sie ein Jahr an der Cité Universitaire des Jeunes Filles in Nancy, wo sie ein Diplom in französischem Recht erwarb. 1966 erhielt sie ihre Zulassung als Anwältin und trat in die Chancery Bar ein. Sie praktizierte zunächst am Middle Temple und dann am Lincoln’s Inn mit dem Schwerpunkt Immobilien- und Steuerrecht. Später wechselte sie zur Lloyds Bank, wo sie sich auf internationale Steuerplanung spezialisierte und eine leitende Position in der Treuhandabteilung übernahm. Zu dieser Zeit begann sie auch zu schreiben.

Ihr Anwaltskollege John Tackebury lobte ihre Leistungen in der Anwaltschaft: »Als Frau musste sie einen erstklassigen Verstand haben, um in die Chancery Bar aufgenommen zu werden, eine erfolgreiche Kanzlei aufzubauen und eine leitende Position bei Lloyds zu erlangen … All diese Umgebungen und Arbeitssituationen waren sehr abweisend gegenüber Frauen in Führungspositionen und ganz sicher gegenüber einer Frau, die auch noch Pfeife rauchte.«

Sie war eine lebenslange Pfeifenraucherin und eingefleischte Kreuzworträtsellöserin, die mehr als einmal das Finale des Kreuzworträtselwettbewerbs von The Times erreichte.
Im Alter von 60 Jahren starb sie am 28. Januar 2000 in Whitehall, London, an Kehlkopfkrebs.
(bearbeitete Übersetzung von Auszügen des Artikels auf Sarah Caudwell: Wikipedia)

Die Hilary Tamar-Serie

Die Serie von vier Romanen gehört in das Genre der Whodunits mit juristischem Hintergrund und ist über einen Zeitraum von zwanzig Jahren entstanden. Startpunkt der einzelnen Geschichten ist entweder ein After-Work-Meeting im Weinlokal Corkscrew oder die oberste Etage von 62 New Square in Lincoln’s Inn, wo vier junge Barrister, Anwälte mit Gerichtszulassung, ihre Kanzlei haben: Michael Cantrip, Desmond Ragwort, Selena Jardine und Timothy Shepherd. Während der letztgenannte nur sporadisch auftaucht, ist die Steueranwältin Julia Larwood, die in einer angrenzenden Kanzlei arbeitet, ein regelmäßiger Besucher und damit im Grunde das fünfte Mitglied der Gruppe. Diese Figuren sind sehr unterschiedlich: Selena ist sehr organisiert und effizient, sexy Julia ist unbeholfen und chaotisch, Cantrip ist lässig und modern, Ragwort elegant und konservativ.

So etwas wie eine Elternrolle für die Gruppe übernimmt der Ich-Erzähler, Professor Hilary Tamar. Professor Tamar, Dozent für Rechtsgeschichte in Oxford und häufig beruflich in London und dann Gast beim Juristenstammtisch, erweist sich immer wieder als der Hauptdetektiv, obwohl auch die anderem zu den möglichen Lösungen beitragen. Professor Tamar ist häufig physisch von der Handlung entfernt und wird durch eine Reihe unwahrscheinlich langer Briefe und Fernschreiben auf dem Laufenden gehalten.

»Mein Beruf besteht vor allem darin, über die Toten Schlechtes zu sagen«, sagt Hilary Tamar über die mit wachem Verstand, nicht nachlassender Neugierde und beißendem Humor ausgeübte Nebentätigkeit als Detektiv. Oder Detektivin. Sarah Caudwell fand es nämlich schon Anfang der Achtzigerjahre so nebensächlich wie dröge, sich auf die geschlechtliche Identität ihrer Hauptfigur festlegen zu lassen. Und das macht ihre ohnehin spannenden und in bestem Oscar Wildschen Sinne scharfen wie intelligent witzigen Krimis um so heutiger. Die Handlungen sind komplex, sorgfältig konstruiert und eng mit den jeweils gewählten Schauplätzen verbunden, nämlich Venedig, Korfu, Sark und ein Dorf auf dem englischen Land. Das Fachwissen der Autorin auf dem Gebiet des Steuerrechts zeigt sich den Geschichten immer wieder. Besonders beliebt war sie bei anderen Juristen, darunter der renommierte amerikanische Jurist Robert Bork, der einmal mit den Worten zitiert wurde: »Meiner Meinung nach kann es nicht zu viele Sarah-Caudwell-Romane geben.« Mord, Lüge, Ironie und Jura sind, im richtigen Mix, einfach unschlagbar.
You better call Hilary? Definitiv!

Pressestimmen

Ein überaus köstliches Buch … unwiderstehlich für jeden, der geschliffene, gepflegte Prosa mag. — New York Times

Durchdrungen von unangestrengtem Witz, geschrieben in perfekt gewählter Sprache. — H. R. F. Keating in The Times

Caudwells leichte Hand und das von ihr präsentierte Rätsel ergeben eine höchst unterhaltsame Geschichte. — Washington Post Book World

Leser auf amazon.com

„Im zweiten von Caudwells geistreichen, gelehrten und äußerst witzigen Krimis wird Professor Hilary Tamar wieder einmal in die Eskapaden seiner (ihrer?) jungen Anwaltsfreunde von Lincoln’s Inn verwickelt. In einer komplexen Geschichte um Testamente, Treuhandgesellschaften, Segeln und einer urkomischen Orgienszene gelingt es Hilary auf einzigartige und pompöse Weise, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Ich kann mir niemand anderen als Caudwell vorstellen, der/die eine intime Bekanntschaft mit Homers Odyssee und ein Wissen um die textliche Überlieferung von Euripides’ Helena für die Aufklärung eines Mordes zu nutzen vermag – ein echtes Juwel!“ — Roman Clodia


„Ich besitze ein Exemplar von Also muss Adonis sterben in der Originalausgabe, die ich 1981 gekauft und im Laufe der Jahre mehrmals mit großem Vergnügen gelesen habe.

Erst Jahrzehnte später erfuhr ich, dass Sarah Caudwell Fortsetzungen mit denselben Figuren geschrieben hatte, und zu diesem Zeitpunkt war das zweite Buch längst vergriffen.

Ich war sehr erfreut, als ich vor kurzem erfuhr, dass es 2017 neu aufgelegt wurde, und obwohl ich eine Weile auf die Verfügbarkeit warten musste, war ich hocherfreut, dieses Exemplar zu erhalten und mich erneut mit dieser unterhaltsamen Gruppe exzentrischer Juristen und ihrer detektivischen akademischen Freundin Hilary Tamar vertraut zu machen, die in den Büchern sowohl als Haupterzählerin als auch als Amateurdetektivin agiert. Schon oft habe ich mir gewünscht, wieder in das gesellige Halbdunkel des Corkscrew zurückzukehren und mit ihnen eine Flasche Niersteiner zu trinken.

In dieser zweiten Geschichte hat die unfallanfällige Julia Larwood das Glück, nicht eines Mordes beschuldigt zu werden, aber sie gerät in einige seltsame Situationen, während die Freunde versuchen, die Missgeschicke einiger ihrer Kunden aufzuklären.

Wie schon im vorigen Buch ist es überraschend, dass etwas so scheinbar trockenes und staubiges wie die Wechselfälle des Rechtssystems zu einer sehr witzigen und unterhaltsamen Geschichte werden kann. Der Humor liegt natürlich in Caudwells köstlichem Wortspiel und in den verschiedenen Redewendungen, die ihre Figuren verwenden. Wie immer sind die Wortgefechte zwischen Ragwort und Cantrip besonders witzig, ebenso wie Julias Versuche, sich zumindest mit einem Rest an Würde aus der Affäre zu ziehen.“ — N. P. Smith

Verfügbare Titel

Caudwell Hilary Tamar #1
Caudwell Hilary Tamar #2
Caudwell Hilary Tamar #3
Caudwell Hilary Tamar #4